Ein-Buch-Autor – so wurde Bruno Apitz, den viele ausschließlich mit dem Erfolgsroman „Nackt unter Wölfen“ verbinden, von seinem Schriftstellerkollegen Stefan Heym bezeichnet. Dass dem nicht so ist und sein Schaffen rings um diesen literarischen Gipfel ein viel weiteres Terrain umfasste, zeigen die neuesten Ergebnisse der Bruno-Apitz-Forschung. Betrachtet man allein seine veröffentlichten Werke, so könnte man den Eindruck gewinnen, dass Bruno Apitz kein Vielschreiber war; zwei Romane, ein Fragment aus dem Nachlass und eine Novelle bilden hier sein schmales Prosa-Werk. Doch das wäre nur die halbe Wahrheit. An Bruno Apitz’ Biografie wird auch die Engstirnigkeit der DDR-Kulturfunktionäre deutlich, die den Druck bestimmter Werke verweigerten. „Nackt unter Wölfen“ ist somit nicht die erste größere Arbeit von Bruno Apitz, aber die erste, die veröffentlicht wurde.

Sein Roman „Nackt unter Wölfen“ erschien 1958. Für den nie zum Zuge gekommenen fast sechzigjährigen Apitz war der Ruhm eine späte Genugtuung, erzeugte aber mitunter auch eine gewaltige Last. Denn an den Erfolg seines berühmten Werkes konnte er nie wieder anknüpfen. Die Romane „Der Regenbogen“ und „Schwelbrand“ sowie die KZ-Novelle „Esther“ fanden kaum öffentliche Beachtung oder Anerkennung. Gleiches trifft für den Tatsachenbericht „Das war Buchenwald!“ zu, welcher authentisch über das Grauen und Elend im KZ Buchenwald berichtet. Manches ist vergessen, manches war vielen nicht bekannt.

Weitgehend unbekannt ist der breiten Öffentlichkeit zum Beispiel, dass Apitz künstlerisch ein ungemein vielseitig talentierter Mensch war, ein Doppel-, ja sogar Mehrfachbegabter. Neben seiner Tätigkeit als Schriftsteller war er Bildhauer, Kabarettist und Schauspieler, er spielte Geige und er zeichnete. Vieler seiner autodidaktisch erlernten Fähigkeiten übte er während seiner achtjährigen KZ-Haft in Buchenwald aus. Im Lager schuf er zahlreiche Skulpturen und Schnitzereien, darunter die Plastik „Das letzte Gesicht“ aus dem Holz der Goethe-Eiche. Außerdem schrieb er Gedichte. Seine künstlerischen Tätigkeiten machten ihn im ganzen Lager bekannt und sicherten ihm letztlich auch sein Überleben.

Bruno Apitz an seinem Arbeitstisch, 1958 (Quelle: Privatbesitz Marlis Apitz), Manuskriptseite von „Nackt unter Wölfen“ mit dem bekannten Ausspruch „Pippst Du oder pipp ich? – Ich pippe.“, entstanden in den ersten Monaten des Jahres 1955. (Quelle: Akademie der Künste, Berlin, Bruno-Apitz-Archiv, Nr. 6), Bruno Apitz mit Geige, um 1920 (Quelle: Privatbesitz Marlis Apitz)

Bruno Apitz an seinem Arbeitstisch, 1958 (Quelle: Privatbesitz Marlis Apitz), Manuskriptseite von „Nackt unter Wölfen“ mit dem bekannten Ausspruch „Pippst Du oder pipp ich? – Ich pippe.“, entstanden in den ersten Monaten des Jahres 1955. (Quelle: Akademie der Künste, Berlin, Bruno-Apitz-Archiv, Nr. 6), Bruno Apitz mit Geige, um 1920 (Quelle: Privatbesitz Marlis Apitz)

Eine Auswahl-Bibliografie*

Veröffentlichte Werke

  • Der junge Dichter (Kurzgeschichte), 1920
  • Das war Buchenwald! Ein Tatsa­chenbericht (Dokumentation), von Bruno Apitz stammen sechs Artikel und das Vorwort, 1946

Quelle: Verlag für Wirtschaft und Literatur Leipzig

Quelle: Verlag für Wirtschaft und Literatur Leipzig

  • Nackt unter Wölfen (Roman), 1958, erweitere Neuausgabe 2012

Quelle: Aufbauverlag

Quelle: Mitteldeutscher Verlag/Aufbau Verlag

  • Esther (Novelle), 1959, Neuauflage 1988 

Quelle: Ch. Links Verlag

Quelle: Mitteldeutscher Verlag

  • Der Regenbogen (Roman), 1976

Quelle: Mitteldeutscher Verlag

Quelle: Mitteldeutscher Verlag

  • Schwelbrand (Roman), 1984

Quelle: Mitteldeutscher Verlag

Quelle: Mitteldeutscher Verlag

Journalistische Beiträge

Beiträge u. a. für die „Leipziger Volkszeitung“, „Sächsische Zeitung“, „Die Tribüne“, „Der Drache“, „Sinn und Form“ und „Neue Deutsche Literatur“.

 

Unveröffentlichte Werke

  • Der Mensch im Nacken (Bühnenstück)
  • Fleck und Barb, die Unrasierten (Roman), verschollen
  • Der Infusor und seine Magd (Roman), verschollen
  • Die Marmorstatue (Novelle)
  • Paradies und Gute Erde (Bühnenstück)

Gedichte

  • Müde
  • Das Blümchen im Gefängnishof
  • Verurteilt!
  • Krematorium Buchenwald
  • Letzter Appell
  • Besonders jetzt tu Deine Pflicht
  • Denk nach …
  • Ruf an die Dichter

Filme und Hörspiele

  • Nackt unter Wölfen (Hörspielfassung), gesendet 1958
  • Nackt unter Wölfen (Fernsehfilm), gesendet 1960
  • Esther (Fernsehspiel), produziert 1962, gesendet 1980
  • Nackt unter Wölfen (DEFA-Film), 1963

Quelle: DEFA

Quelle: DEFA

  • Nackt unter Wölfen (Film der UFA Fiction), 2015

Quelle: UFA Fiction

Quelle: UFA Fiction

Plastiken

  • „Arbeiter“ (Figur), vermutlich 1937/38

Quelle: Deutsches Historisches Museum

Quelle: Deutsches Historisches Museum

  •  „Caracho-Weg“ (Wegweiser), vermutlich 1938

Quelle: Gedenkstätte Buchenwald

Quelle: Gedenkstätte Buchenwald

  •  „Eulenspiegel“ (Schreibgarnitur), vermutlich 1942/45

Quelle: Gedenkstätte Buchenwald

Quelle: Gedenkstätte Buchenwald

  • „Clown“ (Figur), 1943

 Quelle: Gedenkstätte Buchenwald

Quelle: Gedenkstätte Buchenwald

  • „Das letzte Gesicht“ (Antlitz eines Sterbenden im Halbrelief), 1944

Quelle: Deutsches Historisches Museum

Quelle: Deutsches Historisches Museum

*Die Auswahl erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Claude D. Conters Magisterarbeit „Bruno Apitz. Eine Werkgeschichte“ (Universität Bamberg, 1997) bietet eine umfassende Bruno-Apitz-Bibliografie (S. 342 ff.), die alle veröffentlichten und unveröffentlichten Arbeiten des Autors enthält, soweit sie erhalten beziehungsweise nachweisbar sind.